Gute Jahresbilanz 2017: Chemieproduktion legt um 2,5 Prozent zu

Beim Chemikalienrecht Großbritannien trotz Brexit eng an die EU binden

Chemiefabrik - Industrieanlage Raffinerie

2017 war ein ausgesprochen gutes Jahr für die chemisch-pharmazeutische Industrie mit kräftigem Umsatzwachstum von über 5 Prozent. Durch eine starke Industriekonjunktur in ganz Europa, die im Jahresverlauf noch Fahrt aufnahm, steigerte sich die Produktion deutlich und die Auslastung der Anlagen blieb hoch. Alle Sparten - auch die Basischemie - verbuchten einen Mengenzuwachs, berichtet der Verband der Chemischen Industrie (VCI) in seiner Jahresbilanz.

Bock warnte stellvertretend für die gesamte energieintensive Industrie in Deutschland vor politischen Konzepten, die zu weiteren Erhöhungen der Strompreise und einer Gefährdung der Versorgungssicherheit führten. Der VCI spricht sich daher gegen eine nationale CO2-Steuer oder einen überhasteten Ausstieg aus der Kohleverstromung aus. Die Klimaschutzpolitik in Deutschland müsse sich stattdessen auf Sektoren außerhalb des EU-Emissionshandels konzentrieren. Dieser regelt Energiewirtschaft und Industrie klimapolitisch bereits umfassend. Die vor wenigen Wochen verabschiedete Reform der entsprechenden EU-Richtlinie schreibe der Industrie ab 2021 noch schärfere Emissionssenkungen vor als bisher, so Bock. Gleichzeitig habe die EU Maßnahmen beschlossen, die den Preis der CO2-Zertifikate und damit die Kosten für die Unternehmen erhöhten. „Nationale Regelungen zusätzlich zum EU-Emissionshandel wären nur Doppelregelungen ohne Nutzen für den Klimaschutz“, betonte der VCI-Präsident.

Verhandlungen über den Brexit

Die chemisch-pharmazeutische Industrie beobachtet die Verhandlungen zwischen Brüssel und London über den Brexit aufmerksam. Großbritannien ist ein wichtiger Handelspartner und einer der größten Märkte in der EU für die Branche. 2016 verkaufte sie Produkte im Wert von fast 12 Milliarden Euro dorthin (6,7 Prozent der deutschen Chemieexporte). Den größten Anteil machten Spezialchemikalien und Pharmazeutika aus. Gleichzeitig führten deutsche Chemieunternehmen Erzeugnisse für über 6,4 Milliarden Euro (5,2 Prozent) von der Insel ein. Dazu gehörten vor allem pharmazeutische Produkte und Petrochemikalien.

Wie stark sich der Brexit auf die deutschen Chemieunternehmen auswirkt, hängt vor allem vom Ergebnis der Verhandlungen ab, wie die künftigen Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien ausgestaltet werden. Jährliche Zollzahlungen von 200 Millionen Euro sind möglich, sollte die britische Regierung Chemie- und Pharmazölle auf dem Niveau der heutigen EU-Außenzölle einführen. Noch größere Belastungen seien zu erwarten, wenn sich für die Branche spezifische Regulierungen – wie zum Beispiel das Chemikalienrecht Reach oder die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln und Bioziden – in Zukunft unterschiedlich entwickeln, betonte Bock. „Wir brauchen eine möglichst weitgehende gegenseitige Anerkennung und gleiche Standards.“ Dafür müsse Großbritannien durch ein umfassendes Abkommen möglichst eng an die EU gebunden bleiben.