Chemiegeschäft bleibt auch im 3. Quartal 2022 weiter unter Druck

Kosten können kaum noch an Kunden weitergegeben werden

VCI behält Jahresprognose bei: Produktionsrückgang um 5,5 Prozent

Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist auch im dritten Quartal stark mit den Auswirkungen der Energiekrise konfrontiert. Die Lage hat sich in den Sommermonaten noch einmal verschlechtert. Die Produktion in Deutschlands drittgrößter Industriebranche wurde deutlich gedrosselt. Hiervon waren nahezu alle Sparten betroffen. Einzelne Anlagen stehen still. Die Kapazitätsauslastung der Branche sank unter Normalniveau. Gleichzeitig fiel es den Unternehmen immer schwerer, die kräftig gestiegenen Energiekosten in der Wertschöpfungskette weiterzugeben. Die Umsätze der Branche sanken erstmals seit zwei Jahren wieder. Insbesondere der Inlandsumsatz gab kräftig nach. Eine sich abschwächende Weltwirtschaft und die schwache Industriekonjunktur in Deutschland führten zu einem Nachfragerückgang.

VCI-Präsident Markus Steilemann sagt zur konjunkturellen Lage der Branche: „Der Chemiebranche stehen weitere dunkle Monate bevor. Viele Unternehmen befinden sich mit ihrer Produktion in Deutschland bereits heute in einer äußerst dramatischen Lage, vor allem wegen der massiv gestiegenen Energiekosten. Besonders der Mittelstand hat erhebliche Probleme, bei auslaufenden Lieferverträgen für Strom oder Gas Anschluss- oder Neuverträge abzuschließen. Bei Wintereinbruch und sinkenden Gasspeicherständen wird sich die Situation weiter verschärfen. Deshalb brauchen wir jetzt schnell und unbürokratisch breit wirkende Energiepreisbremsen, damit die Lage sich nicht noch weiter zuspitzt.“

Der VCI geht angesichts der anhaltend schwierigen Lage für die Branche für das Gesamtjahr 2022 weiterhin von einem Rückgang der Produktion von 5,5 Prozent aus. Für die Chemieproduktion (ohne Pharma) wird ein Minus von 8,5 Prozent erwartet. Im Vergleich zum Vorquartal ging die Produktion der Branche um 4,2 Prozent zurück. Mit 79,3 Prozent lag die Kapazitätsauslastung damit deutlich unterhalb der Normalauslastung. Trotz enorm steigender Energiekosten stiegen die Erzeugerpreise im dritten Quartal nur noch um 2,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr waren Chemikalien damit um 23,7 Prozent teurer. Starke Produktionsdrosselungen, geringere Preiszuwächse und eine sich abschwächende Nachfrage sorgten für einen Umsatzrückgang. Der Gesamtumsatz der Chemie- und Pharmaindustrie sank um 1,6 Prozent auf insgesamt 63,1 Milliarden Euro. Die Zahl der Arbeitsplätze ist im dritten Quartal stabil geblieben. Die Chemie- und Pharmaunternehmen beschäftigen derzeit rund 473.200 Menschen.