Glatt gewinnt Folgeauftrag für Biocampus Multipilot

Freistaat Bayer übernimmt fast 90 Prozent der Projektkosten

Mehrzweck-Demonstrationsanlage Biocampus Multipilot im Hafen Straubing-Sand

Die Nutzung nachwachsender Rohstoffe in der Chemieindustrie gewinnt immer größere Bedeutung, sowohl vor dem Hintergrund der Endlichkeit fossiler Ressourcen als auch zur Erreichung der Klimaziele. Der Anlagenbauer Glatt Ingenieurtechnik aus Weimar wird im Auftrag des Zweckverbands Hafen Straubing-Sand das Detail Engineering und die Lieferung der übergeordneten Prozesstechnik für die Mehrzweck-Demonstrationsanlage Biocampus Multipilot (BMP) übernehmen. Auf der flexiblen Plattform für die Skalierung und Kommerzialisierung neuartiger Biotech-Verfahren und nachhaltiger Produkte können Startups, Forschungsgruppen und Industrieunternehmen ihre biotechnologischen Verfahren und Prozesse bis zum vorindustriellen Maßstab weiterentwickeln, testen, skalieren und optimieren sowie deren Wirtschaftlichkeit validieren und Produktmuster herstellen. Der technische Fokus des BMP liegt auf der Nutzung lignocellulosehaltiger Rohstoffe, biochemischer Produktumwandlung im Maßstab bis 25 Kubikmeter und einer flexibel anpassbaren Aufarbeitungstechnik.

Der Freistaat Bayern unterstützt das 90 Millionen Euro schwere Projekt mit einer Investitionsförderung in Höhe von 80 Millionen Euro und unterstreicht damit den Stellenwert des Forschungstransfers von Produkten und Verfahren zur Nutzung nachwachsender Rohstoffe in den industriellen Maßstab und deren kommerzielle Nutzung. Nach dem erfolgreich bearbeiteten Basic Engineering hat Glatt Ingenieurtechnik im Rahmen eines mehrstufigen EU-weiten Ausschreibungsverfahrens den Auftrag für das Detail Engineering und den Anlagenbau der übergeordneten Prozesstechnik gewonnen. Glatt wird für das Projekt wichtige prozesstechnologische Anlagen, die Medienversorgung, Prozessautomation sowie umfassende Sicherheitstechnik planen und liefern. Die Integration der Anlagentechnik in das Gebäude erfolgt dabei über eine enge Kooperation mit dem vom Zweckverband Hafen Straubing-Sand beauftragten Bauunternehmen und zwei ausgewählten Spezialanlagen-Lieferanten. Im Zuge des Detail Engineering ist eine gewerkeübergreifende 3D-CAD-Planung und Koordination vorgesehen. Für den Biocampus Mulitpilot kommen leistungsfähige Techniken aus dem Building Information Modeling zum Einsatz.

Spatenstich für Biocampus Multipilot

Kürzlich fand unter Anwesenheit von Ministerpräsident Markus Söder und Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger der Spatenstich für den Biocampus Multipilot im Hafen Straubing-Sand statt. Der Standort verfügt als leistungsstärkstes Güterverkehrszentrum Niederbayerns über eine gute Infrastrukturanbindung per Schiff, Bahn und Straße. Neben Maschinen und Anlagen werden den BMP-Kunden nach Fertigstellung synergetische Dienstleistungen angeboten. Dazu zählen Prozessentwicklung, Vermittlung von Partnern aus Industrie, Forschung, Recht und Finanzierung, Beratung und Pre-Tests für Unternehmen, die zum Beispiel Investitionen in eigene Demonstratoren oder kommerzielle Anlagen planen.

Partner für flexible und neuartige Biotech-Anlagen

Dr. Thomas Luck, Direktor Business Development von Biocampus Straubing, erläutert: „In enger Abstimmung mit interessierten Nutzern haben wir ein breites Anlagenspektrum definiert, das künftigen Kunden die Möglichkeit eröffnet, gemeinsam in der BMP innovative Wege zu neuen, nachhaltigen Produkten zu gehen. Mit Glatt Ingenieurtechnik steht uns ein sehr kompetenter Partner zur Seite, der mit den spezifischen anlagentechnischen Anforderungen vertraut ist und über einschlägige Expertise bei Planung und Bau von Anlagen zur Verarbeitung natürlicher oder nachwachsender Rohstoffe verfügt.

Rohstoffwende und Etablierung der Bioökonomie in Bayern

Die Mehrzweckanlage soll eng verzahnt mit anderen ortsansässigen Einrichtungen wie dem „Kompetenzzentrums für Nachwachsende Rohstoffe“ zusammenarbeiten und einen produktiven Mehrwert für den Biocampus Straubing bieten. Dort wird an tragfähigen Lösungsansätzen gearbeitet, um die biobasierte Wirtschaft zu stärken und einen Beitrag zur Rohstoffwende und der Etablierung der Bioökonomie in Bayern zu leisten.