Arbeitgeberverband Hessen Chemie bereitet sich auf Tarifverhandlungen vor

„Tarifrunde muss Beitrag zur Krisenbewältigung leisten“

Hessen Chemie Hauptgeschäftsführer Dirk Meyer

Anfang Februar 2024 hat die hessische Tarifkommission der Chemie- und Pharma-Arbeitgeber die Forderungsempfehlung des IGBCE-Hauptvorstandes diskutiert. Diese sieht neben einer Erhöhung der Entgelte in der Spanne von sechs bis sieben Prozent, tarifliche Vorteile für Gewerkschaftsmitglieder und eine Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrages (BETV) vor. Die endgültige Forderung wird die Gewerkschaft am 10. April 2024 beschließen. Am 19. April 2024 beginnen die Tarifverhandlungen für die hessische Chemie- und Pharma-Industrie in Niedernhausen.

Die Chemie- und Pharma-Branche steht vor der gewaltigen Aufgabe, die Unternehmen durch eine tiefgreifende Krise zu steuern und zeitgleich den Weg zur nachhaltigen Transformation zu bewältigen. Die Produktion ist im vergangenen Jahr weiter gesunken. Die Forderung der IGBCE weisen die Mitglieder der Tarifkommission als weder krisengerecht noch finanzierbar zurück. Jetzt muss es um Standort- und Beschäftigungsschutz gehen. „Die wirtschaftliche Lage in vielen Betrieben ist äußerst angespannt. Die Produktion ist 2022 um fünf Prozent gesunken, 2023 um weitere sieben Prozent geschrumpft“, erläutert Hessen Chemie-Hauptgeschäftsführer Dirk Meyer. Derzeit gäbe es keine Anzeichen für eine Erholung.

Bekenntnis zu fairer Entlohnung

Trotz dieser schwierigen Lage haben die Chemie-Arbeitgeber zum 01. Januar 2024 bereits eine Erhöhung der Tarifentgelte um 3,25 Prozent umgesetzt. Zusätzlich erhielten die Beschäftigten im Januar ein tarifliches Inflationsgeld von 1.500 Euro ohne Abzug von Lohnsteuern. Diese Maßnahmen setzen die zweite Stufe des Chemie-Tarifpakets vom Oktober 2022 um und führen bereits zu steigenden Reallöhnen im Jahr 2024. „Dies zeigt unser Bekenntnis zur fairen Entlohnung trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen in vielen Betrieben“, macht Kolja Hosch von Clariant in Deutschland als Verhandlungsführer der hessischen Pharma- und Chemie-Arbeitgeber deutlich. Es gäbe demnach keinen Nachholbedarf in der Hochlohn-Branche Chemie & Pharma. Hinzu käme, dass sich die Inflation in diesem Jahr deutlich abschwächen werde.

Hessen Chemie fordert gemeinsame Verantwortung für Bewältigung der schwierigen Lage

Hosch betont, „dass sich die Branche derzeit in einer doppelten Krise befindet und sowohl konjunkturelle als auch strukturelle Herausforderungen meistern muss“. Angesichts dieser Tatsache sei es unumgänglich, den Fokus auf die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit zu legen. „Eine Forderung von sechs bis sieben Prozent passt nicht zur angespannten Lage.“ Gewerkschaft und Arbeitgeber müssten, wie bereits in zurückliegenden Krisen, gemeinsam Verantwortung übernehmen, um die Unternehmen durch ein schwieriges konjunkturelles Tal zu führen. Die Arbeitgeber betonen, dass die praktizierte Sozialpartnerschaft in der Chemie die effizienteste und für beide Seiten vorteilhafteste Form des Umgangs zwischen den Tarifparteien ist. Die Stärkung der beiderseitigen Tarifbindung erfordert gemeinsame Anstrengungen der Sozialpartner mit attraktiven Tarifverträgen, modernen Sozialpartner-Vereinbarungen und dem Willen zur Veränderung. „Wir weisen aber darauf hin, dass eine Spaltung der Belegschaft durch Besserstellung von Gewerkschaftsmitgliedern für uns nicht in Frage kommt“, so Hosch. Die Arbeitgeber sind davon überzeugt, dass eine krisengerechte Tarifpolitik dazu beitragen wird, die enormen Herausforderungen zu meistern und die Zukunft der Chemiebranche nachhaltig zu gestalten.