Interview: Höhere Anlagenverfügbarkeit mit einer Servicevereinbarung

„Hier stimmt die Chemie“: Chem-Talk mit Thomas Friedrich von Atlas Copco

Thomas Friedrich, Leiter Marketing und Vertrieb im Service bei Atlas Copco Kompressoren und Drucklufttechnik

"Der Service ist im Wandel", sagt Thomas Friedrich, der den Geschäftsbereich Marketing und Vertrieb im Service bei der Atlas Copco Kompressoren und Drucklufttechnik GmbH in Essen leitet. Im Gespräch mit Susanne Woggon von chemieproduktion-online.de führt er weiter aus "Unsere Kunden wünschen heute höchste Verfügbarkeit und absolute Sicherheit ihrer Produktion. Dem entsprechen wir mit individuellen Servicelösungen." Im Chem-Talk Interview erfahren Sie mehr zum Thema Erhaltung und Steigerung der Anlagenverfügbarkeit sowie Trends im Service.

chemieproduktion-online.de: Ist es für Kunden nicht verlockender, auf "Crash" zu fahren und Reparaturen dann fallweise und zum Festpreis in Anspruch zu nehmen?

Nein. Die Druckluft muss ja vorhanden sein, da fährt man nicht auf Crash. Filter, Öl, Komponenten im Ölkreislauf und Ventile müssen einfach in bestimmten Abständen getauscht werden, je nach Typ in der Regel alle 4.000 oder 8.000 Betriebsstunden. Das mit den Ventilen ist übrigens ein Punkt, den andere Anbieter schon mal auslassen. Man riskiert dadurch sofort die Verfügbarkeit. Daher sollte darauf geachtet werden, dass Wartungen immer nach Herstellerangaben durchgeführt werden. Durch Einsparungen bei den Wartungen kann man nichts gewinnen. Die Folgeschäden durch Betriebsausfälle sind um einiges höher.

chemieproduktion-online.de: Von der Planbarkeit bei Wartungsverträgen haben alle Beteiligten etwas ...

Sicher. Wir können die anliegenden Termine effizienter organisieren, die Servicetechniker sparen Anfahrtszeiten, und wir können gezielt neue Techniker einstellen. Diesen Kostenvorteil geben wir an unsere Kunden weiter, die wiederum selbst administrativen Aufwand sparen. Man muss die Wartung nicht anfragen oder bestellen, hat keine Wartezeiten, und wir sind zum richtigen Zeitpunkt da. Zudem sind wir mit geschulten Technikern und Energieberatern regelmäßig vor Ort. Die haben ständig im Blick, wie sie das System weiter optimieren können oder ob alles noch passt. So können wir unser Qualitätsversprechen an den Kunden einlösen und die Verfügbarkeit der Anlagen hochhalten. Eine feste Vereinbarung hat nur Vorteile.

chemieproduktion-online.de: Viele Druckluftstationen sind ja gewachsen, in ihnen stehen Kompressoren und Maschinen verschiedener Hersteller. Können Sie die ebenfalls warten?

Klar. Wir halten dafür alle gängigen Ersatz- und Wartungsteile vor und schulen unser Personal auch auf den Wettbewerbsmaschinen und -Steuerungen. Daneben gestalten wir unsere Vereinbarungen so kundenspezifisch wie möglich, je nach individuellen Wünschen. Das reicht von den vorbeugenden Wartungen in festen Intervallen oder nur für unsere Maschinen bis hin zur Fernüberwachung der kompletten Druckluft-, Vakuum- oder auch Stickstoff- und Sauerstofferzeugung. Um den Kunden einen weiteren Vorteil zu bieten, wollen wir alles aus einer Hand rund um die Station anbieten.

chemieproduktion-online.de: Wie kann man sich diese Fernüberwachung vorstellen?

Unser Serviceprodukt hierzu nennt sich Smartlink. Die Software sammelt Betriebszustände, Störmeldungen und sogenannte Events des Kompressors. Ein Beispiel aus dem letzten Sommer: Die anhaltende Hitzeperiode führte vielerorts dazu, dass sich in Kompressorstationen die Umgebungstemperatur zu sehr erhöhte. Wenn dies per Smartlink gesendet wird, können wir proaktiv eingreifen und dem Kunden Bescheid geben, damit er vor Ort regulierend eingreift - noch bevor Probleme entstehen. Mit den von Smartlink bereitgestellten Informationen können wir außerdem die Verfügbarkeit der Anlage dadurch erhöhen, dass wir diese stetig optimieren. In Richtung Energieeffizienz, aber auch, indem wir auf veränderte Auslastung reagieren können. Nicht zuletzt können wir die Daten zur weiteren Verbesserung unserer Produkte nutzen, weil wir Rückschlüsse auf die Funktionalität der Kompressoren und Bauteile im Betrieb erhalten.

chemieproduktion-online.de: Die Kunden lassen sich in die Maschinen schauen?

Oder sie schauen mit der Software selbst hinein. Smartlink gibt es in drei Stufen, man kann sie auch für sein eigenes Energiemanagement nutzen. Die energierelevanten Daten werden gemäß der ISO 50001 aufbereitet und als kompletter Bericht oder Datenfile zur Verfügung gestellt. Unser Ziel im Sinne zufriedener Kunden ist es, dass wir so früh wie möglich wissen, wann die nächste Wartung fällig ist oder welches Problem demnächst auftreten könnte. Deshalb vereinfachen wir den Prozess nun auch, denn wir wollen proaktiv eingreifen können. Hierfür haben wir die sogenannte Smartbox entwickelt, die wir in alle Kompressoren mit Leistungen ab 30 Kilowatt serienmäßig einbauen. Auch unsere neue Elektronikon-Steuerung MK5s kann die Daten der Sensoren, die in den angeschlossenen Maschinen verbaut sind, verarbeiten und senden. Die Box sendet die Betriebsdaten des Kompressors an unser Diagnostikcenter. Hierdurch sind wir in der Lage, die Betriebszustände der Maschinen tagesaktuell zu prüfen. Denn wenn ein Problem nicht frühzeitig erkannt wird, kann das schlimmstenfalls zu Produktionsausfällen führen.

chemieproduktion-online.de: Dem zustandsabhängigen Service gehört also die Zukunft?

Ja, so können wir die Verfügbarkeit erhöhen und somit einen Mehrwert für unsere Kunden schaffen. Unsere Servicetechniker machen auf den Punkt Kontrollbesuche oder wechseln Verschleißteile. Die Daten, die die Smartbox sendet, werden visuell so aufbereitet, dass auch der Kunde selbst sehr einfach den Zustand seiner Druckluftanlage im Blick behalten kann - am PC, Tablet oder über das Smartphone. Produktions- und Instandhaltungsleiter nutzen diese Daten zum Beispiel auch für das Energiemanagement.

chemieproduktion-online.de: Und wenn Kunden nicht möchten, dass diese Daten das Unternehmen verlassen?

Bei Unternehmen, die die Smartbox nicht nutzen möchten, schalten wir sie einfach ab. Immer mehr Kunden erkennen aber die Vorteile. Sie reduzieren damit ihren administrativen Aufwand bei höchstmöglicher Transparenz.