Wacker rechnet wegen Corona-Pandemie mit Rückgängen bei Umsatz und Ergebnis

Hauptversammlung 2020

Hauptversammlung 2020 nimmt Vorschläge der Verwaltung mit großer Mehrheit an

Die Hauptversammlung von Wacker Chemie hat in diesem Jahr erstmals in rein virtueller Form ohne physische Anwesenheit der Aktionäre stattgefunden. Auf Grund der Corona-Pandemie hatte der deutsche Gesetzgeber diese Möglichkeit geschaffen (chemieproduktion-online.de berichtete). Die virtuelle Hauptversammlung ermöglichte es, die Gesundheit der Aktionäre zu schützen und gleichzeitig die Risiken für alle Beteiligten so gering wie möglich zu halten. In seiner Rede, die vorab auf der Webseite von Wacker veröffentlicht worden war und über das Internet live an die Aktionäre übertragen wurde, ging Rudolf Staudigl, Vorstandsvorsitzender des Münchner Chemiekonzerns, auf die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie ein. „Das Coronavirus hat die Wirtschaft mit voller Wucht und unvorbereitet getroffen. Die Kosten übersteigen voraussichtlich alles, was wir aus Wirtschafts- und Finanzkrisen der letzten Jahrzehnte kennen“, so Staudigl. „Wacker hat unmittelbar alles getan, um den Auswirkungen der Pandemie mit ganzer Kraft zu begegnen. Der Schutz und die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das Aufrechterhalten der Produktion sowie die langfristige Sicherung des Unternehmens hatten dabei oberste Priorität.“

Der wirtschaftliche Abschwung in Folge der Pandemie hat Spuren im operativen Geschäft von Wacker hinterlassen. „Seit dem 2. Quartal spüren wir den wirtschaftlichen Stillstand durch die Corona-Pandemie deutlich. Das zeigt sich im Auftragseingang, aber auch in rückläufigen Umsätzen“, erläuterte Staudigl. „Wie lange uns die Auswirkungen von Corona noch begleiten werden, können wir derzeit nicht verlässlich abschätzen.“ Eine konkrete Prognose für das Geschäftsjahr 2020 gibt Wacker daher weiterhin nicht ab. Das Unternehmen hatte bereits im Bericht zum 1. Quartal davon Abstand genommen, eine Prognose für 2020 abzugeben. Aktuell rechnet Wacker damit, dass in Folge der Pandemie der Umsatz, das Ebitda und die Ebitda-Marge im laufenden Geschäftsjahr unter dem Niveau des Vorjahres liegen werden. Beim Netto-Cashflow geht das Unternehmen von einem höheren Wert als im letzten Jahr aus.

„Das Chemiegeschäft von Wacker dürfte sich im zweiten Halbjahr stabilisieren - vorausgesetzt eine zweite Infektionswelle bringt das öffentliche Leben in der Welt nicht wieder zum Erliegen“, führte Staudigl in seiner Rede weiter aus. „Unser Polysiliciumgeschäft ist vor allem im Solarmarkt von der Corona-Pandemie betroffen. Der Zubau neu installierter Anlagen ist hier zeitweise stark zurückgegangen. Gleichzeitig ist das Preisniveau weiterhin niedrig.“ Seit Kurzem ist allerdings ein Preisanstieg am Markt zu beobachten. Ein Grund dafür dürfte der Produktionsausfall bei einem großen chinesischen Wettbewerber sein, der für Wacker einen Bedarf an zusätzlichen Mengen auf Kundenseite und die Chance auf höhere Preise nach sich gezogen hat. Dieser Effekt wird sich nach Einschätzung des Unternehmens voraussichtlich zeitweise positiv auf das Geschäft von Wacker mit Silicium für die Solarindustrie auswirken. Stabil gestaltet sich nach wie vor die Nachfrage nach Polysilicium für die Halbleiterindustrie. Hier geht Wacker davon aus, dass sich der Markt im 2. Halbjahr weiterhin gut entwickeln wird.

Für die langfristige Zukunft des Unternehmens zeigte sich Staudigl optimistisch: „Wir haben die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass wir gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen werde: Wir besitzen die richtigen Produkte und sind nah am Kunden. Wir nehmen auf allen für uns wichtigen Märkten führende Positionen ein und arbeiten kontinuierlich an der Entwicklung innovativer neuer Produkte und Technologien. Dabei setzen wir verstärkt auf nachhaltige Lösungen - nicht nur bei unseren Produkten, auch in unseren Produktionsprozessen und in den Lieferketten. Dazu kommt, dass wir auf einem stabilen finanziellen Fundament stehen.“

Als Dividende des Geschäftsjahres 2019 schüttet Wacker insgesamt 24,8 Millionen Euro an seine Aktionäre aus. Die Dividende pro dividendenberechtigter Aktie beträgt 0,50 Euro. Auch die übrigen Vorschläge der Verwaltung wurden von der Hauptversammlung mit großer Mehrheit angenommen.
 

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