Solvay investiert in Produktion von bio-zirkulärer Kieselsäure in Europa

Zirkuläre Rohstoffe für energieeffiziente Reifen

Solvay CEO Ilham Kadri

Solvay ist Hersteller von Kieselsäure. Um die Verwendung von nachhaltigen Rohstoffen in der Reifenindustrie zu fördern, hat das Unternehmen nun einen Prozess zur Herstellung von bio-zirkulärer Kieselsäure entwickelt. Das europäische Chemieunternehmen investiert am italienischen Standort Livorno in seine erste Anlage für kreislauffähiges hochdisperses Siliziumdioxid (kurz HDS), das mit biobasiertem Natriumsilikat aus Reishülsenasche hergestellt wird.

Dieses neuartige Silikatverfahren gibt Reishülsenabfällen in der lokalen Wertschöpfungskette ein zweites Leben. In Verbindung mit dem Einsatz erneuerbarer Energien bei der Produktion ermöglicht das neue Verfahren Solvay eine Reduktion der CO2-Emissionen pro Tonne Silikat um 50 Prozent. Damit wird der Standort Livorno in Bezug auf den CO2-Fußabdruck die führende Siliziumdioxid-Produktionsstätte in Europa sein. Die Produktion wird voraussichtlich Ende 2024 anlaufen. HDS ist eine Schlüsselkomponente für energieeffiziente Reifen, da es das Material verstärkt und für einen geringen Rollwiderstand sorgt, was einen niedrigeren Kraftstoffverbrauch beziehungsweise eine größere Batteriereichweite bei Elektrofahrzeugen ermöglicht. Außerdem sind die Reifen weniger anfällig für Verschleiß und haben somit eine längere Lebensdauer.

Nachhaltige Rohstoffe für energieeffiziente Reifen

„Aufbauend auf unserem ständigen Streben nach Fortschritt und Innovation ist die Einführung unseres neuen HDS in Europa nur der erste Schritt in einem längerfristigen Projekt, das es uns ermöglichen wird, Reifenherstellern und anderen Industrien auf der ganzen Welt eine Kreislauflösung anzubieten", sagt Ilham Kadri, CEO von Solvay. Die Gruppe wird ihr bestehendes Zeosil-Portfolio schrittweise durch zirkuläre hochdisperse Kieselsäure ersetzen und damit eine in Europa basierte Lösung für die Reifenindustrie anbieten. So wird sowohl der Einsatz nachhaltiger Rohstoffe erhöht als auch der CO2-Fußabdruck der Branche reduziert. Diese neue Generation von gefällter Kieselsäure ist darüber hinaus für den Einsatz in der Haushalts- und Körperpflege- sowie der Futter- und Lebensmittelindustrie geeignet.

Zusammenarbeit von Solvay und Continental

Solvay ist das erste Unternehmen, das sich innerhalb eines konkreten Zeitrahmens zu einer kreislauffähigen HDS-Produktion an einem europäischen Standort verpflichtet hat und sich nun auf den Aufbau der notwendigen Infrastruktur konzentriert, um es auf den Markt zu bringen. Dazu gehört die Zusammenarbeit mit Akteuren entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Ein Schlüsselpartner ist beispielsweise das Unternehmen Continental. Durch die Einführung dieses wettbewerbsfähigen, firmeneigenen Verfahrens für Reishülsenasche in Europa ist das Unternehmen in der Lage, eine gleichbleibende Produktqualität zu gewährleisten und die Schwankungen bei Agrarrohstoffen auszugleichen.
„Kieselsäure ist für die High Performance unserer Reifen unerlässlich und mit der biozirkulären Kieselsäure von Solvay werden unsere Reifen gleichzeitig auch nachhaltiger. Sie reduziert den gesamten Kohlenstoff-Fußabdruck und erhöht den Anteil an erneuerbaren Materialien in unseren Reifen", sagt Claus Petschick, Head of Sustainability bei Continental Tires. „Reishülsen sind ein landwirtschaftliches Nebenprodukt, das bis vor kurzem nicht für die Reifenherstellung verwendet wurde. Bald werden Reishülsen uns jedoch einen Schritt näher an unser Ziel bringen, bis spätestens 2050 100 Prozent nachhaltige Materialien in unseren Reifen zu verwenden."

Solvay plant außerdem, in den kommenden Jahren ein neues Werk in Nordamerika zu errichten, um seine HDS-Kapazitäten zu erweitern, was die lokale Präsenz der Gruppe in der Region deutlich erhöhen wird. Diese neue Anlage wird für zirkuläre Rohstoffe ausgelegt sein und sich an der Klimaneutralitäts-Roadmap des Unternehmens orientieren. Die Gruppe prüft ähnliche HDS-Projekte in Asien und Südamerika.