Produktion im Maschinenbau sinkt um 1,8 Prozent in den ersten zehn Monaten 2019

Prognose für 2020 bestätigt: Rückgang um 2 Prozent erwartet

Carl Martin Welcker, VDMA-Präsident

Die Maschinenbauer aus Deutschland müssen sich in einem zunehmend schwierigeren wirtschaftlichen Umfeld behaupten. Das Jahr 2019 war geprägt von einer schwachen Weltkonjunktur, immer härteren Drohungen und Sanktionen in den globalen Handelsstreitigkeiten, sowie einem tiefgreifenden Strukturwandel in der Autoindustrie. „Diese drei Entwicklungen waren maßgeblich dafür verantwortlich, dass Auftragseingänge und Produktion im Jahr 2019 deutlich unter das Vorjahresniveau gerutscht sind“, sagte VDMA-Präsident Carl Martin Welcker auf der Jahrespressekonferenz des Verbands in Frankfurt.

Die Produktion im deutschen Maschinenbau sank in den ersten zehn Monaten des Jahres um real 1,8 Prozent zum Vorjahr, die Auftragseingänge gingen im selben Zeitraum um 9 Prozent zurück. Die Kapazitätsauslastung lag im Oktober mit 83,9 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt von 86,2 Prozent. „Unsere Industrie steckt nicht in einer Krise, aber viele unserer Kunden sind verunsichert und verschieben oder stoppen derzeit ihre Investitionen. Wir werden 2019 daher voraussichtlich mit einem Produktionsminus von 2 Prozent auf rund 218 Milliarden Euro abschließen“, sagte Welcker.

2020 noch kein neuer Schwung in Sicht

Für das kommende Jahr rechnen die VDMA-Volkswirte nach wie vor mit einem weiteren Produktionsrückgang von real 2 Prozent. Eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Die Auftragsbücher werden sich, positivere Geschäftsklimadaten vorausgesetzt, erst im Laufe des Jahres wieder füllen. Aufgrund technisch bedingter Durchlaufzeiten werden diese Aufträge nicht vor dem zweiten Halbjahr wieder zu Produktionswachstum führen. Voraussetzung dafür ist, dass sich insbesondere der Handelskrieg zwischen den USA und China nicht weiter verschärft. „Die aktuell zu beobachtende konjunkturelle Entspannung in Deutschland und auf wichtigen Auslandsmärkten ist nicht viel mehr als ein Ende des Abwärtsprozesses. Sie kann eine leichte Belebung im Jahresverlauf 2020 einleiten und hoffentlich wird sie das auch. Für eine Entwarnung ist es aber zu früh, denn die weltwirtschaftliche Entwicklung wird nach wie vor durch ein hohes Maß an Unsicherheit belastet“, sagte der VDMA-Präsident.

Auch die gute Beschäftigungslage im deutschen Maschinenbau könnte somit unter Druck geraten. Im September 2019 waren es insgesamt 1,073 Millionen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten, plus 0,6 Prozent zum Vorjahr. Damit bleibt der Maschinenbau größter industrieller Arbeitgeber in Deutschland und ist zugleich auch wichtigster Ingenieur-Arbeitgeber. Hier wurde zuletzt ein Rekordwert von 200.000 im Maschinenbau beschäftigten Ingenieurinnen und Ingenieuren erreicht. „Wir müssen aber davon ausgehen, dass wir den Höchststand der Beschäftigung gesehen haben. Die Unternehmen werden zwar alles tun, um ihre Fachkräfte auch in schwierigen Zeiten zu halten - aber ob das jedem gelingt, ist fraglich. Bisher profitierten zahlreiche Unternehmen noch von Auftragsbeständen. Doch die Decke wird dünner. Jeder dritte Betrieb, exakt 35 Prozent, klagen inzwischen über Auftragsmangel“, sagte Welcker.

Lob und Kritik für die Industriestrategie 2030

Der VDMA bewertet die von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier jüngst vorgelegte Industriestrategie 2030 im Grundsatz positiv. „Der Minister hat die Kritik aus der Industrie gehört und größtenteils berücksichtigt. Er bekennt sich zu Wettbewerb und Sozialer Marktwirtschaft“, lobte Welcker. Positiv zu werten sei auch das Bekenntnis zu offenen Märkten und Technologieneutralität. „Wir stimmen insbesondere dem Bekenntnis für technologieoffene Mobilitätsansätze zu, von der Verbesserung des Verbrennungsmotors über Power-to-X bis hin zu batterieelektrischen Antriebsformen“, sagte der VDMA-Präsident. Jetzt müsse die Regierung aber auch liefern. Die Maschinenbauer fordern in der Steuerpolitik die komplette Abschaffung des Solidaritätszuschlags sowie eine dauerhafte Einführung der degressiven Abschreibung auf alle Wirtschaftsgüter. Außerdem sollte die Regierung die Besteuerung einbehaltener Gewinne bei Personengesellschaften auf maximal 25 Prozent beschränken.

„Darüber hinaus muss die Entsendung von Arbeitnehmern ins europäische Ausland dringend wieder deutlich vereinfacht werden. Hier wurde mit nationalen Umsetzungen der EU-Entsenderichtlinie ein Bürokratiemonster geschaffen, das den Mittelstand schädigt“, warnte Welcker. Keine Zustimmung erhält der Wirtschaftsminister für den Plan, eine staatliche Beteiligungsfazilität – den Zukunftsfonds Deutschland – zu schaffen. „Der Staat ist nicht der bessere Unternehmer, das wissen wir aus langjähriger Erfahrung“, betonte der VDMA-Präsident. „Auch die geplante Verschärfung der Investitionskontrolle bei Übernahmen aus Drittstaaten durch die Einführung des Kriteriums ,kritische Technologien‘ lehnen wir ab. So sind zum Beispiel Roboter per se nicht sicherheitsrelevant.“

Klares Bekenntnis zur Schuldenbremse und der „schwarzen Null“

Der VDMA bekennt sich - zusammen mit anderen großen Industrieverbänden und der Mehrheit im Sachverständigenrat - zur Einhaltung der Schuldenbremse und zur „schwarzen Null“. Denn die Investitionsschwäche in Deutschland liegt nicht an zu geringen Staatseinnahmen. Ausgeglichene Haushalte hindern die Politik auch nicht daran, bestehende Barrieren für Investitionen abzubauen, sprich: lange Planungsverfahren zu verkürzen, die Infrastruktur auszubauen oder die ineffiziente Netzregulierung zu verbessern. „Wer jetzt die schwarze Null oder gar die Schuldenbremse in Frage stellt, spielt mit dem Feuer, weil eine Abkehr von der bisherigen Politik neue Belastungen für künftige Generationen bedeutet“, mahnte Welcker. Das Motto der Großen Koalition müsse vielmehr lauten: „Investitionsbremsen lösen statt Geldhahn aufdrehen!“

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