BASF erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 62,7 Milliarden Euro. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Plus von 2 Prozent. Das Ergebnis der Betriebstätigkeit vor Sondereinflüssen verringerte sich gegenüber dem Vorjahr von 7,6 Milliarden Euro auf 6,4 Milliarden Euro. Dazu trug vor allem das Segment Chemicals bei, das rund zwei Drittel des gesamten Ergebnisrückgangs ausmachte. Die Isocyanat-Margen sanken im zweiten Halbjahr stark. Auch die Crackermargen fielen 2018 in allen Regionen geringer aus als erwartet. Insgesamt war 2018 ein von schwierigen weltwirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklungen geprägtes und von Handelskonflikten belastetes Jahr. Im zweiten Halbjahr hat BASF eine wirtschaftliche Abkühlung in wichtigen Märkten gespürt, insbesondere in der Automobilindustrie, der größten BASF-Kundenbranche. Vor allem die Nachfrage chinesischer Kunden ließ deutlich nach. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China trug hierzu bei. Weltweit wuchsen die Unsicherheiten. Viele Marktteilnehmer agierten deshalb sehr vorsichtig.
„Wir nehmen diese Herausforderungen an. Mit unserer neuen Unternehmensstrategie werden wir 2019 als Übergangsjahr nutzen, um gestärkt daraus hervorzugehen. In diesem Jahr passen wir Strukturen und Prozesse an und fokussieren unsere Organisation deutlich auf die Bedürfnisse unserer Kunden“, so BASF-Vorstandsvorsitzender Dr. Martin Brudermüller, der die Zahlen des Geschäftsjahres 2018 gemeinsam mit Finanzvorstand Dr. Hans-Ulrich Engel vorstellte.
In allen Segmenten und Bereichen konnte BASF 2018 Preiserhöhungen durchsetzen. Die Mengen stiegen im Vergleich zum Vorjahr leicht an: Höhere Mengen bei Functional Materials & Solutions und Agricultural Solutions wurden teilweise durch geringere Mengen bei Performance Products und Chemicals ausgeglichen. Vor allem der Ausfall der seit dem 2. Quartal wieder produzierenden Citral-Anlage in Ludwigshafen trug zu den niedrigeren Mengen bei Performance Products bei (chemieproduktion-online.de berichtete). Die Mengenentwicklung bei Chemicals wurde durch den Niedrigwasserstand des Rheins negativ beeinflusst (chemieproduktion-online.de berichtete).
Niedrigere Ergebnisse von Functional Materials & Solutions, Agricultural Solutions sowie Performance Products trugen ebenfalls zum Rückgang des Ebit vor Sondereinflüssen bei. Das Ergebnis bei Agricultural Solutions wurde durch negative Wechselkurseffekte in allen Regionen belastet. Hinzu kam ein stark negativer Beitrag aus den von Bayer akquirierten Geschäften, die BASF erst im August übernehmen konnte. Dies war aufgrund der Saisonalität des Saatgutgeschäfts, das vor allem im ersten Halbjahr Erträge abwirft, ein Nachteil. Zudem fielen Kosten für die Eingliederung der erworbenen Aktivitäten an.
Veränderungen bei Strategie und Organisation
BASF hat ihre Unternehmensstrategie weiterentwickelt und setzt sie konsequent und mit einer Vielzahl von Maßnahmen um. Deshalb hat das Unternehmen in einem ersten Schritt zum 1. Januar die organisatorische Zuordnung für rund 14.000 Mitarbeiter geändert, die bislang in zentralen Einheiten tätig waren. Dieser Transfer in die operativen Bereiche verlief reibungslos. „Bis Ende des dritten Quartals 2019 wird der gesamte Prozess abgeschlossen sein. Dann werden rund 20.000 Kolleginnen und Kollegen näher an unseren Kunden arbeiten. Damit wir Kundenwünsche besser erkennen, Ideen entwickeln und schneller umsetzen“, so Brudermüller. Die Veränderung der Organisation betrifft Bereiche wie Forschung und Entwicklung, Engineering, Supply Chain, Beschaffung, Personal, Informationsdienstleistungen sowie Umwelt, Gesundheit und Sicherheit.
Auch ihre Berichtsstrukturen hat BASF verändert und weist zum 1. Januar 2019 sechs anstelle von vier Segmenten aus: Chemicals, Materials, Industrial Solutions, Surface Technologies, Nutrition & Care sowie Agricultural Solutions. „Damit wird unsere Berichterstattung transparenter und auch vergleichbarer mit der unserer Wettbewerber“, so der BASF-Vorstandsvorsitzende. BASF hat eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um ihr Portfolio weiterzuentwickeln. So ist die Einbringung des BASF-Geschäfts mit Papier- und Wasserchemikalien in Solenis abgeschlossen. Seit 1. Februar 2019 firmiert das kombinierte Geschäft unter dem Namen Solenis, an dem BASF 49 Prozent der Anteile hält (chemieproduktion-online.de berichtete). Im Jahr 2017 wies es einen Pro-forma-Umsatz von rund 2,4 Milliarden Euro auf und hatte rund 5.200 Mitarbeiter. Heute bietet das kombinierte Geschäft ein erweitertes Produktportfolio für Kunden aus der Papier- und Wasseraufbereitungsindustrie.
Am 18. Januar 2019 erteilte die EU-Kommission BASF eine mit Auflagen versehene Genehmigung für den Erwerb des Polyamid-Geschäfts von Solvay. Um wettbewerbsrechtliche Bedenken der EU-Kommission auszuräumen, muss BASF Teile des ursprünglichen Transaktionsumfangs an einen Dritten veräußern. Dies betrifft Produktionsanlagen und Innovationskompetenzen des Polyamidgeschäfts von Solvay in Europa. „BASF kann mit dem Erwerb weiterhin ihre strategischen Ziele erreichen und das Geschäft mit Polyamid 6.6 deutlich stärken“, sagte Brudermüller. BASF und Letterone erwarten jetzt die erforderlichen behördlichen Genehmigungen für die Zusammenführung ihrer jeweiligen Öl- und Gasgeschäfte in einem Joint Venture. Hierzu hatten beide Unternehmen Ende September 2018 eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet. Es ist geplant, die Transaktion im ersten Halbjahr 2019 abzuschließen. Die vorbereitenden Maßnahmen für die Integration laufen nach Plan. BASF geht davon aus, dass der Börsengang frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2020 stattfinden wird.
Im Rahmen ihres aktiven Portfoliomanagements prüft BASF kontinuierlich, ob Geschäfte ihr Potenzial in einer anderen Konstellation noch besser entfalten können, zum Beispiel in einem Joint Venture oder außerhalb von BASF. In diesem Zusammenhang hat das Unternehmen im Oktober 2018 angekündigt, strategische Optionen wie eine Fusion mit einem starken Partner oder eine Veräußerung für das BASF-Bauchemiegeschäft zu prüfen. Der BASF-Vorstandsvorsitzende sagte dazu: „Wir streben eine Einigung über eine Transaktion im Laufe des Jahres 2019 an. Derzeit bereiten wir einen strukturierten Prozess vor.“
Investitionen in organisches Wachstum in Asien
Bereits heute ist China der Schlüsselmarkt in Asien und weltweit – sowohl für BASF als auch für die gesamte Chemieindustrie. BASF will schneller als der weltweite Chemiemarkt wachsen. Brudermüller: „Deshalb müssen wir am Wachstum Chinas teilhaben, dem größten Chemiemarkt der Welt.“ Der Vorstandsvorsitzende nannte eine Reihe von Investitionsprojekten, mit denen BASF ihre Position in Asien weiter stärken und das organische Wachstum beschleunigen will. So hat BASF im Oktober 2018 mit Sinopec eine Vereinbarung unterzeichnet, um die Partnerschaft am chinesischen Verbundstandort Nanjing auszubauen. Das Gemeinschaftsunternehmen BASF-YPC wird in eine 50 Prozent-Beteiligung investieren, um einen weiteren Steamcracker mit einer Jahreskapazität von 1 Million Tonnen Ethylen zu bauen. Sinopec Yangtzi Petrochemical wird das Investment der übrigen 50 Prozent übernehmen. Darüber hinaus werden neue Geschäftsmöglichkeiten im schnell wachsenden chinesischen Markt für Batteriematerialien gemeinsam mit Sinopec geprüft.
Auch in Indien will BASF investieren. Mit Adani unterzeichnete das Unternehmen kürzlich eine Absichtserklärung, um eine gemeinsame Großinvestition am Hafen von Mundra im indischen Bundesstaat Gujarat in die Acryl-Wertschöpfungskette zu prüfen. Dies wäre die bislang größte Investition von BASF in Indien und zugleich die erste CO2-neutrale Produktionsstätte. Eine im Januar 2019 unterzeichnete Rahmenvereinbarung mit der Regierung der südchinesischen Provinz Guangdong regelt weitere Details für das Vorhaben von BASF, in der Stadt Zhanjiang einen neuen Verbundstandort zu errichten. Für das Projekt stehen mehr als 9 Quadratkilometer Land zur Verfügung. Der neue Standort ist aus BASF-Sicht ideal, denn er profitiert von den natürlichen Ressourcen Zhanjiangs, einem Tiefwasserhafen und einer hervorragenden Verkehrsanbindung an die Industriezentren Guangdongs.
Ausblick für das Jahr 2019
Für das laufende Jahr geht BASF von einem mit 2,8 Prozent voraussichtlich deutlich schwächeren Wachstum der Weltwirtschaft aus als 2018 (3,2 Prozent). Das Unternehmen erwartet, dass in der Europäischen Union die Inlands- und auch die Exportnachfrage aus Drittländern schwächer wächst. Für die USA geht BASF dagegen von einem soliden Wachstum aus. Die Impulse aus der US-Steuerreform sollten aber weniger stark als im Jahr 2018 wirken. Das Wachstum in China wird sich tendenziell weiter abschwächen. Es dürfte allerdings im Vergleich zu den fortgeschrittenen Volkswirtschaften weiterhin hoch bleiben. Für Brasilien prognostiziert BASF dagegen eine weitere konjunkturelle Erholung.
„Wir erwarten auch, dass unsere Abnehmerindustrien weiterhin wachsen. Für die Automobilbranche gehen wir von einer leichten Erholung nach dem Produktionsrückgang im Vorjahr aus“, sagte Brudermüller. BASF unterstellt in ihrem Ausblick zudem, dass sich die handelspolitischen Konflikte zwischen den USA und ihren Handelspartnern im Laufe des Jahres entschärfen und der Brexit ohne größere konjunkturelle Beeinträchtigungen erfolgt. „Auch wenn das Umfeld herausfordernd und von hoher Unsicherheit geprägt ist, wollen wir profitabel wachsen. Wir erwarten ein leichtes Umsatzwachstum, vor allem durch gesteigerten Absatz und Portfolioeffekte. Wir wollen das EBIT vor Sondereinflüssen leicht steigern. Außerdem gehen wir von einem Return on Capital Employed (ROCE) aus, der leicht über dem Kapitalkostensatz liegt, gegenüber 2018 jedoch leicht zurückgeht“, so der BASF-Vorstandsvorsitzende.
Brudermüller betonte, dass die ersten beiden Quartale 2019 vergleichsweise schwache Quartale sein werden: „Zum einen profitierte das erste Halbjahr 2018 noch von hohen Margen bei Isocyanaten, so dass die Vergleichsbasis sehr hoch ist. Zum anderen werden sich die Kosten der Umsetzung unserer Strategie auf das Ergebnis auswirken, wie auch eine gegenüber Vorjahr höhere Anzahl geplanter Anlagenabstellungen. Daher werden eine Belebung der Geschäftsentwicklung, eine solide Nachfrage unserer Kunden sowie erste Beiträge aus unserem Excellence-Programm im zweiten Halbjahr entscheidend für die Zielerreichung 2019 sein. Die angestoßenen strukturellen Veränderungen bei BASF werden auch zu merklich höheren negativen Sondereinflüssen im Jahr 2019 führen.“