Deutsche Industrie im Juli weiter auf Wachstumskurs

Positive Entwicklung für Mittelstand, Großunternehmen und Maschinenbauer setzt sich fort

KfW ifo Mittelstandsbarometer Juli 2017

Trotz leichter Abschwächung verzeichnete die deutsche Industrie im Juli weiter ein kräftiges Wachstum. Verringert haben sich gegenüber dem Vormonat allerdings die Zuwächse bei Produktion und Auftragseingang, wenngleich die entsprechenden Teilbereiche erneut auf hohem Niveau notierten. Das signalisiert der aktuelle „IHS Markit / BME-Einkaufsmanager-Index“, kurz EMI. Er gab zwar binnen Monatsfrist um 1,5 Punkte auf 58,1 nach und landete damit auf einem Fünfmonatstief. Gleichzeitig bewegt sich der wichtige Konjunktur-Indikator bereits seit 32 Monaten über der neutralen Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert wird. Dass ist der zweitlängste Zeitraum ununterbrochenen Anstiegs seit Umfragebeginn vor 21 Jahren. Der EMI spiegelt das Ergebnis der Juli-Umfrage zur Konjunkturlage der Industrie Deutschlands in einem Wert wider.

„Die deutsche Industrie hat im Juli leicht an Dynamik verloren. Dennoch expandierte das Verarbeitende Gewerbe weiter mit hohem Tempo“, betonte Silvius Grobosch, Mitglied des geschäftsführenden Bundesvorstandes des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. „Im Auge behalten müssen wir die Entwicklung der Einkaufspreise, die bereits den 13. Monat in Folge zulegten“, fügte Grobosch hinzu.

„Das Industriewachstum setzt sich fort. Es steht weiterhin auf außergewöhnlich breiter Basis“, kommentierte DIHK-Konjunkturexpertin Sophia Krietenbrink die aktuellen EMI-Daten. Der Konsum profitiere von der guten Beschäftigungsentwicklung und von geringen Preissteigerungen. Zusätzlich kämen von Investitionen und Exporten positive Impulse. „Die Ausfuhren in fast alle wichtigen Absatzmärkte steigen – mit Ausnahme der Türkei und UK. Insgesamt sind viele Unternehmen jedoch vor allem deshalb zufrieden, weil die Wirtschaft schon so lange wächst – nicht weil sie besonders stark wächst“, teilte Krietenbrink dem BME abschließend mit.

Die 51. Produktionssteigerung in Folge fiel im Juli zwar schwächer aus als in den zurückliegenden fünf Monaten, blieb aber dank des hohen Zuwachses beim Auftragseingang insgesamt stark. Spitzenreiter war diesmal der Konsumgüterbereich. Der Auftragseingang wies im Berichtsmonat zum 32. Mal hintereinander ein Plus aus, so lang wie nie zuvor in der bisherigen Umfragegeschichte. Trotz anhaltend kräftiger Nachfrage von wichtigen Exportmärkten sank der Teilindex im Juli auf ein Fünfmonatstief. Das Exportorderplus verringerte sich ein weiteres Mal und landete auf einem Fünfmonatstief. Dass die Zuwachsrate dennoch erneut höher ausfiel als in den zurückliegenden sechs Jahren lag an der robusten Nachfrage aus Europa, China und weiteren asiatischen Ländern.

Maschinenbau geht mit Schwung ins zweite Halbjahr

Auch die Maschinenbauer in Deutschland gehen gut gelaunt in die zweite Jahreshälfte. Im ersten Halbjahr 2017 legten die Auftragseingänge um real vier Prozent zu. Der Zuwachs der Auslandsorders von fünf Prozent wurde maßgeblich getrieben durch den Bestellzuwachs aus den Euro-Partnerländern. Das Inland wies im ersten Halbjahr ein leichtes Plus von einem Prozent auf. „Insgesamt sind wir zufrieden, dass der Aufschwung Kontur gewinnt und fast die gesamte Breite des Maschinenbaus erfasst hat. Es gibt nur noch wenige Fachzweige, die über Auftragsrückgänge klagen“, kommentierte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers die Lage. Erstmals seit 2012 lag im Juli die Kapazitätsauslastung im deutschen Maschinenbau mit 87,8 Prozent wieder über dem langjährigen Branchendurchschnitt. „Wir sehen uns bestätigt mit unserer Prognoseerhöhung auf 3 Prozent Produktionszuwachs im Gesamtjahr 2017“, betonte Wiechers.

Geschäftsklima: Mittelstand und Großunternehmen feiern Stimmungsparty weiter

In den kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland kennt der Stimmungsaufschwung zurzeit scheinbar keine Grenzen, wie das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeigt. Das Geschäftsklima stieg im Juli um weitere 1,1 Zähler auf jetzt 29,2 Punkte. Verantwortlich für dieses neuerliche Allzeithoch - das dritte in nur vier Monaten - ist der nochmals optimistischere Blick des Mittelstands in die Zukunft. Die Geschäftserwartungen verbessern sich um 1,9 Zähler auf 16,6 Punkte. Die Urteile zur aktuellen Geschäftslage verharren demgegenüber auf dem Rekordniveau von 41,9 Punkten, nachdem sie im Vormonat einen Riesensprung nach oben gemacht hatten.

Auch die Großunternehmen feiern die Stimmungsparty im Juli kräftig mit. Ihr Geschäftsklima legt um 2,5 Zähler auf 27,0 Punkte zu. Beide Komponenten des Klimaindikators tragen zum Anstieg bei: Während die Geschäftserwartungen mit einem Zähler auf zwölf Punkte vergleichsweise moderat anziehen, beurteilen die großen Firmen ihre aktuelle Geschäftslage erheblich besser als im Vormonat mit einem Plus von 4,3 Zähler auf 42,7 Punkte.

"Die deutsche Wirtschaft stürmt von einem Stimmungsgipfel zum nächsten, keine Branche bleibt zurück", fasst Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, zusammen. "Entscheidend ist aber, dass sich die exzellente Stimmung der Firmen inzwischen auch in harten Daten wie der Industrieproduktion widerzuspiegeln beginnt. Deutschland profitiert nicht zuletzt von der wirtschaftlichen Aufhellung bei den europäischen Partnern. Wenn die positiven Signale aus der europäischen Politik in greifbare Ergebnisse münden, sind die Aussichten gut, dass das stärkere Wachstum keine Eintagsfliege bleibt."